Dyadic Movement
für Bassflöte und Live-Elektronik, 2022
22′
UA: Rafal Zolkos, Bassflöte
Karin Wetzel, Klangregie
17.12.2022, Musikakademie Krakau
Windbruch
für Ensemble und Live-Elektronik, 2017
11’50
UA: Ensemble Proton Bern
Leitung: Matthias Kuhn
Klangregie: Florian Bogner, Karin Wetzel
07.02.2018, Gare du Nord, Basel
Auftragswerk des Ensemble Proton Bern, Protonwerk Nr. 7
Air Parasite
für Vokalquartett und Live-Elektronik, 2017
12’00
UA: Ensemble SoloVoices
Klangregie: Karin Wetzel
14.01.2018, Gare du Nord, Basel
Auftragswerk des Ensemble SoloVoices
Eine hochgradige Sensibilität gegenüber Zischen, Summen und anderen störhaften Geräuschen zieht sich als Motiv durch verschiedene Werke Franz Kafkas. Die zu dieser Zeit neu aufkommenden Telekommunikationsmedien werden begleitet von rauschhaften Störungen die die menschlichen Kommunikations- und Interaktionskanäle besetzen. In einem Brief an Felice Bauer berichtet Kafka von einem Traum, in dem er Nachrichten vom „Pontus“ zu hören erhoffte und durch die Telephonhörmuscheln „nichts zu hören bekam, als einen traurigen, mächtigen wortlosen Gesang und das Rauschen des Meeres. Ich begriff wohl, dass es für Menschenstimmen nicht möglich war, sich durch diese Töne zu drängen, aber ich liess nicht ab und ging nicht weg.“
Auch in anderen Texten Kafkas werden menschliche Stimmen durch das Medienrauschen überschrieben, dass hier seine eigene neue ästhetische Dimension entfaltet. Das Wort parasite bedeutet im französischen auch Störgeräusch. Die Idee meiner Komposition Air Parasite basiert hauptsächlich auf Kafkas fragmentgebliebener Erzählung „Der Bau“. In dem Text hat sich eine Tierfigur, wahrscheinlich ein Dachs, eine unterirdische, labyrinthartige Anlage geschaffen, die sowohl Rückzugsort, als auch Vorratslager ist und Schutz vor Eindringlingen und Feinden bietet. Obwohl sich das Tier in dem Bau behaglich eingerichtet hat, kreist sein ganzes Denken um die weitere Optimierung des Baus und um die Gefahrenabwehr. Als es nach einer längeren Schlafphase auf einmal ein kaum hörbares Zischen wahrnimmt, wird sein Argwohn und das Misstrauen gegenüber allen potentiellen äusseren Bedrohungen so ins Extrem gesteigert, dass es von nun an seine ganze Aufmerksamkeit dem Zischen widmet, dass es doch nicht zu orten und zu bestimmen, geschweige denn zu bekämpfen, imstande ist.
Kafka entwickelt einen stromhaften Monolog, in dem die Gedanken des Tiers permanent um das störende Geräusch kreisen, dass sich wie ein Parasit in seinem Bau permanent eingenistet hat. Am Ende wird das Tier selbst zum Getriebenen des eigenen Gedankenkarussels. Es stellt sich die Frage, ob das Störgeräusch wirklich von aussen stammt oder ob es nicht gar in der inneren Vorstellung des Tiers, als Folge einer übersteigerten Wahrnehmungsfähigkeit, selbst entsteht.
Die Wechselbeziehungen zwischen dem Bau und der Aussenwelt spiegeln sich in der Konstellation Sänger und Live-Elektronik wider. Während der live-elektronische Raum die Aussenwelt verkörpert, gleicht der Vokaltrakt der Sänger mit seinen verschiedenen Räumen, Höhlen und Gängen einem Bau, in dem die Geräusche an verschiedenen Stellen erzeugt werden. Der Kommunikationskanal zwischen Sänger und live-elektronischem Aussenraum wird belegt durch parasitäre Störfelder die menschliche Stimme, Sprache und persönlichen Ausdruck an den Rand drängen. Hörbar ist ein entsubjektiviertes Gemisch aus vielen verschiedenen Stimmen.
Amorphose II
für Gitarre und Live-Elektronik, 2012
8’40
UA: Panagiotis Megarchiotis, Gitarre
Karin Wetzel, Klangregie
15.12.2012, Kunstraum Walcheturm, Zürich
Smoke
für Akkordeon und Live-Elektronik, 2012
12’50
UA: Andrea Kiefer, Akkordeon
Karin Wetzel, Klangregie
15.12.2012, Kunstraum Walcheturm, Zürich